„Aufgegabelt, gefressen, ausgespien, wieder aufgerappelt, durchgehalten, von ganz unten nach ganz oben und wieder von vorn losgelöst, verbrannt, zurückgekehrt und frei.“ Harte Worte über das Leben von Adel Tawil, dem deutschen Sänger, der jetzt wohl mit seinem ersten Solo-Album „Lieder“ endlich gekommen ist, um zu bleiben.
Adel Tawil hatte mich in der Sekunde in der er zum Interview in einem Whitney Houston Shirt aufgetaucht ist! Als größter Whitney Fan der Welt, war ich so entzückt, dass ich beinahe vergessen hätte das Interview aufzunehmen. Das wäre aber rückwirkend sowieso egal gewesen, denn das Treffen mit Adel war viel eher ein nettes Gespräch mit jemanden, der locker aus meinem Freundeskreis entsprungen sein könnte, als ein Interview mit einem Künstler, den man nicht kennt und der nur oberflächlichen Schmafu erzählt, weil er dafür bezahlt wird. Adel Tawil ist eben anders,wie ich noch feststellen durfte.
Aber eines nach dem anderem: Adel Salah Mahmoud Eid El-Tawil wächst in Berlin als eines von drei Kindern in einem tunesisch-ägyptischen Haushalt auf. Er entdeckt, dank Michael Jacksons Thriller, schnell, dass sein Herz für die Musik schlägt und versucht sich als Rapper. „Es wollte mich niemand rappen hören! Alle haben immer gesagt ‚Hmmmm…rappen ist eh cool, aber kannst du mal was singen!'“ erzählt der 35-jährige lachend.
Es brauchte etwas Zeit, seine persönliche Version von BoyzIIMens ‚End Of The Road‘ und viele dahin geschmolzene Mädchenherzen, damit Adel verstand, dass er der geborene Sänger ist. Und dass, obwohl seine Eltern für ihn eigentlich einen ganz anderen Lebensweg in Planung hatten. Anwalt oder Arzt sollte er werden. Der Klassiker unter den Migranten-Eltern, die ihre Kinder weit weg von ihrer Heimat großziehen und ihnen so ein besseres Leben ermöglichen wollen. Adel hatte aber zero Bock auf die Schule und dafür umso mehr auf eine Musikkarriere.
Es dauerte nicht lang, da klopfen auch schon die ersten Musikfuzzis an und wollen eine Boyband gründen. Gesagt, getan! Die Gruppe The Boyz wird geboren, unter anderem werden Hits von Adel geschrieben und goldene Schallplatten übergeben. Für die fünf Jungs lief es scheinbar wie am Schnürchen, wäre da nicht die Sache mit der Bezahlung. Die blieb nämlich aus. So platzte der Traum der erfolgreichen Boyband bald wieder und Adel, dessen Name übersetzt „Gerechtigkeit“ bedeutet, musste wieder bei Null anfangen.
„Ich wollte doch nur für, das was ich geleistet habe – erfolgreiche Songs schreiben – das bekommen, was mir zusteht!“ erklärte er.
Macht schon Sinn, ist aber nicht immer Gang und Gebe im Musikbusiness!
Dass er wieder ganz unten beginnen musste, verschwieg er seinen Eltern lange Zeit. Man wollte ja niemanden auf der Tasche liegen oder gar Sorgen bereiten. Also erklärte er Mama und Papa frei nach dem Motto *Fake it before you make it*, dass alles im grünen Bereich sei und arbeitete still und heimlich an der Wiederbelebung seiner Karriere.
Es war die Liebe zur Musik, das Wissen, dass ihn nichts anderes glücklich machen könnte, die Angst des Versagens hinter sich zu lassen und gegen die harten Bandagen des Musikgeschäfts anzukämpfen, die ihm dabei half sich immer wieder auf’s Neue aufzuraffen. Gut war’s, sonst hätte er am Ende Annette Humpe nicht getroffen und das Erfolgs-Duo Ich+Ich wäre nie entstanden. Eine Zeit, die ihn geprägt hat, ihn reifen ließ und aus der Songs wie Stark und Vom selben Stern entsprungen sind.
Ich + Ich landen mit zwei von drei Alben auf Platz 1 der deutschen Charts. Somit ist Adel offiziell wieder back on track und nicht zu bremsen. Die Liste der Songs bei denen Adel Tawil seine Finger im Spiel hatte ist lang. Fast so lang wie die der Stars mit denen er zusammen gearbeitet hat. Die liest sich wie die Gästeliste des deutschen Musikpreises. Ganz oben dabei sind Cassandra Steen mit „Stadt“ und Sido mit „Der Himmel soll warten“!
Aber jetzt ist Adel dran. Endlich! Das hat aber auch gedauert bis er mit seiner ersten Solo-Scheibe um die Ecke kommt. „Lieder erzählt von Songs, die in meinem Leben eine einschneidende Rolle gespielt haben. Quasi der Soundtrack meines Lebens!“ so der Sänger. Eine geniale Idee mit einem Lyric-Video, das aufgebaut ist wie ein Bilderrätsel und lauter Tracks, die ihr bestimmt schon viel zu lange nicht mehr gehört habt.
In dem Video zu Aschenflug geht es schon etwas härter zu. Der achtminütige Kurzfilm erzählt von einer Gruppe Teenager und einem Tag, der ihr Leben grundlegend verändern wird. Eine spezielle und super Art ein Musikvideo zu machen.
Für Aschenflug hat Adel übrigens das Unmögliche geschafft und die beiden Streithähne Prinz Pi und Sido auf einem Song vereint. Er ist also auch noch Gutmensch!
Was soll ich euch denn jetzt noch erzählen, um euch davon zu überzeugen, dass hinter Mr.Nice-Guy mit den Locken auch noch sehr viel Talent steckt, dass endlich auf einem Album festgehalten wurde?! Lieder ist ab heute für euch alle erhältlich!