Da bin ich also wieder. Elf Tage ist es her, dass mein Vater überraschend verstorben ist und ich beginne mich langsam aber sicher wieder zu spüren.
Ich funktioniere – besser als ich es mir jemals gedacht hätte und deshalb schreibe ich das hier jetzt. Lange habe ich mit mir gehadert, ob ich es überhaupt tun soll, weil es ja doch sehr privat ist und einige wenige Menschen darüber urteilen, dass ich jetzt schon wieder im Arbeitsmodus bin. Aber letztendlich gebe ich einen Scheiß auf diese Menschen.
Mein Papa wäre nämlich furchtbar enttäuscht gewesen, wenn ich ihm aus gegebenen Anlass keinen Post auf meinem Blog gewidmet hätte. So here I am – blogging.
Wenn ihr mir vor ein paar Wochen gesagt hättet, dass meine Geschwister und ich uns mit Bestattungsmethoden, Grabplätzen, Sargmodellen und anderem Beerdingungs-Schnick-Schnack auseinander setzen müssen, hätte ich euch für wahnsinnig gehalten. Hier sitze ich allerdings gemeinsam mit meiner Familie und plage mich mit diesen Themen herum. Und es ist machbar. Furchtbar anstrengend, weil man scheinbar als trauernder Mensch die Konzentrationsspanne eines Goldfisches (5 – 1o Min) hat. Aber es ist machbar.
Vielleicht geht’s weil man nicht alleine ist. Denn ich habe mich keine Sekunde alleine gelassen gefühlt seit der Nacht des 18.Aprils. Ganz im Gegenteil. Stellenweise war ich überwältigt von all der Liebe und gleichzeitig aber auch so dankbar. Die schwachen Momente übersteht man vermutlich nur mit Support.
Meine unglaublichen Geschwister etwa, mit denen ich das selbe Leid teile und die das Denken übernehmen, wenn bei mir das besagte Goldfisch-Syndrom einsetzt. Wir sind mittlerweile so tight, dass uns wohl nichts mehr so schnell erschüttert. #KlopfaufHolz.
Oder meine Freunde, die mich im wahrsten Sinne des Wortes aufgefangen haben und in Schichten arbeiten, um zu verhindern, dass ich eine hungernde Einsiedlerin werde. Nicht zu vergessen die austro-nigerianische Community, die Unfassbares leistet, um meinen Vater zu ehren. Und last but definitely not least, meine Mutter. Mich kann niemand mehr davon überzeugen, dass sie keine Superheldin ist. Ein normaler Mensch kann einfach nicht so stark sein. Da müssen Superkräfte im Spiel sein.
Es ist also das Supportsystem, dass so eine beschissene Zeit um einiges einfacher macht. Deswegen bin ich mir sicher, dass mein Vater irgendwo da oben auf einer Wolke sitzt, eine Marlboro rauchend hinunter schaut und beruhigt ist, dass es uns okay geht.
Irgendwann wird auch aus „okay“ mit Sicherheit wieder „gut“. Dann bin ich auch wieder die alte Christl. Bis dahin bin ich komisch, verwirrt und oft sehr müde. Denn traurig sein macht müde, wie ich heraus finden musste. Aber auch das geht vorbei.
So und jetzt habt ihr es schwarz auf weiß. Ich bin traurig, aber es geht mir gut. Das Leben geht weiter. Das muss es ja auch. Ich werde somit ab heute wieder schreiben. Es wird wahrscheinlich ein bisschen dauern bis hier wieder der gewohnt verrückte Vibe einzieht, aber auch das renkt sich ein. Mit Sicherheit. Ich hab eigentlich gar keine Wahl, because THE SHOW MUST GO ON!