Vorgestern war ein harter Tag in meiner (ersten) Welt. Ich habe mich von meinen Zöpfen getrennt. Es war nur eine Frage der Zeit, dass ich mich dem Drang nach Veränderung und dem Kratzen meiner Kopfhaut hingebe. Aber als ich beim Umzug mit drei Braids im Türrahmen hängengeblieben bin und die Kiste mit den Büchern quasi explodiert ist, war das der Todesstoß für meine Boxbraids und sie mussten früher gehen als geplant.
No big deal würde man meinen, wären da nicht meine Mitmenschen. Menschen, die ich eigentlich mag und von denen ich im Grunde sehr viel halte. Bis sie mich mit meiner neuen lockigen Frisur sehen. Da scheint es ihnen die Sicherungen rauszuhauen. Ein bessere Erklärung für all die wahnwitzigen Kommentare fällt mir ansonsten spontan nicht ein. Aber ich möchte mich gar nicht beschweren. Um ehrlich zu sein, bin ich dankbar. Oft musste ich (innerlich) lachen, manchmal mir an meinen Lockenkopf greifen und einmal sogar Gewalt anwenden. Am Ende bleibt ein Blogeintrag der den besten Kommentare zu meiner neuen Frisur gewidmet ist:
Mr. Clear: „Du schaust aus wie ein Teenager, Babe. Das könnte weird werden im Bett.“
Ich: Verlasse kopfschüttelnd den Raum
Männlicher Freund: „Du schaust irgendwie „weiß“ aus!“
Ich: „Von einer schwarzen Person zu einer weißen Person frage ich dich leicht verwirrt: Wie ist das jetzt gemeint?
Männlicher Freund: Keine Antwort
Freundin 1: „Lieb“
Ich: „Danke, lieb ist der kleine Bruder von Scheiße. Das weißt du, gell?!“
Freundin 1: „Ja!“ *Chat beendet*
Freundin 2: „Schade, ich fand die Zöpfe so schön. Aber dagegen kann man jetzt auch nichts machen!“
Ich: Nehme einen großen Schluck von meinem Wein und weine innerlich ein bisschen.
Arbeitskollege: „Du schaust irgendwie anders aus – so schwarz. Haha! Ich meinte natürlich dein Kleid!“ *lacht*
Ich: Lache nicht mal aus Höflichkeit…
Arbeitskollegin: „Christl!!! Du schaust so anders aus, Mädl. Wie hast du’s über Herz gebracht deine langen Zöpfe abzuschneiden? Du hast sie ja so lang wachsen lassen!“ *greift mir dabei ins Haar*
Ich: Schlage ihr auf die Hand und beschließe sie nicht noch einmal (!) aufzuklären. Stattdessen greife ich ihr wortlos ins Haare und gehe wortlos.
Arbeitskollegin 2: „Schön schaust du aus! Juckt das nicht, wenn die Haare so wollig sind?“
Ich: „Du hättest nach „schön schaust du aus“ einfach nicht weiter reden sollen.“
Arbeitskollegin 3: „Darf ich greifen?“
Ich: „Nope!“ Verlasse die Konversation und den Raum ohne ein weiteres Wort!
The struggle is real, people! Aber auch ein bisschen lustig. Man darf … nein eigentlich muss man – über manche Kommentare lachen. Das macht’s so viel einfach. Und mit etwas Glück höre ich noch ein paar solche Kommentare in nächster Zeit. Dann schreib ich eine Fortsetzung von diesem Post!