Letztens sitzen Mr. Clear und ich vorm Fernseher als er mich völlig entsetzt anstarrt und fragt „Ist dir schon mal aufgefallen, dass keine einzige schwarze oder asiatische Person im gesamten Werbeblock vorkommt?“. „Ja, das ist mir schon 1990 aufgefallen, Babe! Herzlich Willkommen in der westlichen Welt!“ mehr hatte ich dazu nicht zu sagen. Ich schreibe viel viel lieber.
Seine Reaktion blieb im Laufe des Abends unverändert: Nachdenklich, verwirrt und ein bisschen traurig. Er hatte ja keine Ahnung – wieso auch. Die Menschen im Fernsehen sehen ja aus wie er. Schon immer. Wieso sollte er also bemerken, dass Diversität ein Fremdwort für die (österreichische) Medienwelt ist.
Er wollte mir ja auch nicht glauben, dass wir als „mixed couple“ an manchen Enden der Welt nicht nur auf Begeisterung stoßen werden. Bis er es in Slowenien am eigenen Leib erfahren musste. In Portorož, haben die Menschen nämlich mit dem Finger auf uns gezeigt und das nicht nur einmal. He had to learn the hard way. Ich und alle anderen nicht-kaukasichen Menschen in Österreich mussten es gar nicht erst lernen. Wir kennen es nicht anders. Traurig, nicht wahr?
Nun, I get it: Der Großteil der Bevölkerung ist weiß und sollte sich irgendwie mit den beworbenen Produkten oder den Titelblättern identifizieren können. Aber hellooooo! Ich bin auch ein vollwertiger, konsumfreudiger Teil dieser Community und nur weil ich mich optisch von der Masse abhebe, kann man mich doch nicht einfach ausschließen, oder? Auch ich möchte mich identifizieren können. Auch ich möchte Make-up in meinem Ton kaufen können, auch ich möchte „hautfarbene“ Strumpfhosen kaufen.
Wie nett wäre es, wenn die Frau in der Zahnpasta-Werbung schwarz wäre? Oder das Model auf dem Magazin-Cover eine Asiatin oder der Typ in der Bier-Werbung mixed-race? Ist das wirklich zu viel verlangt?! I don’t think so.
Und nein, ich meine nicht David Alaba (no shade – just love for you, honey!) oder Arabella Kiesbauer. Das sind Ausnahmen über die ich mich jedes Mal auf’s Neue freue, wenn sie mich von einem Werbeplakat angrinsen. Aber das reicht mir nicht. Ich will mehr davon. Viel mehr. Schließlich wird unser Land, unsere Gesellschaft ja auch „bunter“. Wieso also nicht die Fernseh – und Modewelt?
Ich weiß schon, dass die meisten Menschen, die in den höheren Rängen sitzen keine Rassisten sind. Die Betonung liegt auf „die meisten“, aber wenn man sich ihre Casts anschaut, könnte man anderes meinen. Ich weiß auch, dass dieser Post keine Berge versetzen wird, aber es ist ein Anfang. Wenn ihr heute beim fernschauen darauf achtet, ist das schon ein Tropfen auf den heißen Stein, den man heutzutage nur sehr vorsichtig angreifen darf. Rassismus ( Jetzt habe ich das Wort doch verwendet!) ist ja auch ein heikles Thema, dass man ja eigentlich nur noch hinter vorgehaltener Hand besprechen darf ohne, dass mindestens einer die Augen verdreht. Darauf muss ich leider scheißen.
Aber so lange er existiert – und das wird wohl noch lange so bleiben – sollte man darüber sprechen. Im Idealfall nicht auf die hetzerische-gehässige-aggressive Art, auch wenn es einem diese Welt ab und zu schwer macht.
Denkt also an mich, wenn ihr heute vor dem Fernseher sitzt und Werbung schaut. Vertreibt euch die Zeit und zählt die Anzahl der nicht-kaukasischen Menschen, die ihr seht.
Spoiler: Ihr werdet nicht weit kommen.
Titelbild by Rafael Moser/Irie Vibrations
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[…] ihr mich also das nächste Mal fragt, ob Rassismus in Zeiten wie diesen noch präsent ist, denkt an diesen Post und die Tatsache, dass Menschen da […]