Am 10.April war scheinbar Internationaler Tag der Geschwister und ich hab ihn komplett verschlafen. Ist aber eigentlich auch egal. Es braucht keinen speziellen Tag, um meine Schwester und beiden Brüder zu ehren. Ich liebe sie so oder so. Das muss ich ja auch, es sind ja schließlich meine Geschwister. Auch, wenn das Leben mit Schwestern und Brüdern oftmals schwierig ist. Wer welche hat, weiß was ich meine, wenn ich diese 7 Punkte aufzähle:
1. Folter
Ich bin eines von zwei Sandwich-Kindern und glaubt mir, wenn ich euch sage, geschwisterliche Folter is a thing. Ganz besonders wenn man jünger ist. Niemand wird euch so viele Grausamkeiten antun wie ein Bruder oder eine Schwester – und damit davon kommen. Mein kleiner Bruder Phillip musste als Baby die eine oder andere Stunde in einer Schublade verbringen. Schlicht und einfach, weil ich keinen Bock hatte die Aufmerksamkeit zu teilen, also habe ich ihn eingesperrt und den Schlüssel versteckt. Es grenzt an ein Wunder, dass mich meine Mutter damals nicht zur Adoption frei gegeben hat. I love you, Phibediiiii…now!
2. Mitgehangen mitgefangen
Wir Kids sind in unserer Familie in der Überzahl. Petzen war wirklich nur im äussersten Notfall eine Lösung, ansonsten mussten wir viele unserer Strafen im Team ertragen. Unserer Eltern hielten nicht viel von Schläge, sie haben eine effektivere Form der Strafe für uns gefunden: Wir mussten uns in eine Ecke stellen und ein Bein und einen Arm heben. Wenn wir beim schummeln erwischt wurden, war die aktuelle Folge von Knight Rider für alle gestrichen. Ich weiß nicht wie viele Minuten meines Lebens ich damit verbracht habe das Bein meiner Schwester zu stützen, damit ich David Hasselhoff in Action sehen konnte bevor ich ins Bett musste.
3. Sharing is not caring
Nehmt mein Geld, meine Kleidung, meine Parfüme-Sammlung, nehmt alles, aber lasst mir mein Essen! Das Leben mit meinen Geschwistern hat mich traumatisiert. Nicht, dass wir nicht genug zu essen hatten, ich bitte euch, wir sind immer noch Afrikaner, es war dieser Futterneid, der mit der steigenden Anzahl an Kindern entstanden ist. Wer kann am schnellsten essen und wer bekommt das letzte Stück Chicken? Wer bekommt den letzten Fruchtzwerg und wen konnte man womit erpressen? The struggle was real und ich sage es euch … manchmal, wenn die ganze Familie zusammen kommt, passieren diese Dinge immer noch.
4. Ich heiße Christiana…
… nicht Rita, nicht Phillip und auch nicht Samuel. Meine Eltern sind Weltmeister darin unsere Namen zu verwechseln und hatten zero Tolerance dafür, dass man nicht auf den falschen Namen reagiert hat. Als ob wir hellsehen könnten…
Erst gestern hat mich meine Mutter angerufen und Phipsi – ja Phillip hat viele Spitznamen – genannt. Versuche sie darauf aufmerksam zu machen, dass ich die Christiana bin, meinte sie nur schnippisch: „Das weiß ich, ich habe dir diesen Namen gegeben!“ Verabschiedet hat sie sich letztlich trotzdem mit „I love you, Ri..Sam…Christiana“.
Meine Mutter ist übrigens nicht geistig verwirrt, senil oder alt. Sie hat einfach vier Kinder.
5. Warum kannst du nicht so sein wie deine Schwester/dein Bruder?
Ich weiß ja nicht wie das bei euch so war, aber bei uns sind Vergleiche immer noch das normalste der Welt und der effektivste Weg jeden einzelnen von uns in den Wahnsinn zu treiben. Nicht, dass wir eifersüchtig sind aufeinander, aber kann mir irgendwer erklären, was es mit mir zu tun hat, dass meine Schwester Wirtschaft studiert und ich lieber mein Hobby zum Beruf mache und deswegen nicht so schnell Millionärin werde?!?! Richtig: Nichts!
6. Team-Styling
Vielleicht werde ich es selbst auch einmal machen, wenn ich einmal Kinder habe. Aber bis dahin werde ich es hinterfragen: Team Styling. Wir haben unser halbes Leben in identen Outfits verbracht. Das fanden wir schon damals doof. Das wird sich wahrscheinlich nie ändern…
7. You never walk alone
Im Idealfall ist man niemals alleine. Im Gegensatz zu Freunden, sind sie immer immer immer da, um einen aufzufangen und einen bedingungslos zu lieben und über die ein oder andere Fehlentscheidung zu urteilen. Auch, wenn man sie oftmals ungespitzt in den Boden rammen möchte, sind Geschwister der Halt, der euch ein Leben lang bleibt. Niemand wird sich so mit euch mitfreuen, mit euch trauern und euch lauthals daran erinnern was ihr verkackt habt, wie Brüder oder Schwestern.
Das letzte Jahr wäre vermutlich eine mittlere Katastrophe ohne die Crew-Love meiner Schwester und meiner Brüder gewesen. Wir sind so tight wie nie zusammen gewachsen. Wenn sich also jemand mit einer meiner Geschwister anlegt, legt er sich mit uns allen an. Das will man nicht, wir haben eine ausgeprägte Arm- und Beinmuskulatur – wie wir in Punkt 2 gelernt haben.
Nein, im ernst. Geschwister sind das Coolste, das es gibt, seid nett zu ihnen – auch wenn ihr sie manchmal einfach umnieten möchte.