Bevor ich hier loslege, möchte ich schnell noch ein paar essentielle Dinge klarstellen:
1.) ich liebe Kinder
2.) ich möchte Kinder
3.) … nur nicht jetzt
4.) Ich liebe und ziehe meinen Hut vor meinen Mama-Freundinnen.
Wenn ihr also empfindlich auf das Thema Kinderkriegen seid, ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um hier mit dem Lesen aufzuhören. Ich werde hier nämlich ein paar Sachen sagen, die vielen Frauen unangenehm aufstoßen oder nicht verstehen.
Wie etwa: Ich möchte nicht bald Mutter werden. So, jetzt ist es raus. Schwarz auf weiß, für jeden zu lesen, der weiß wie das Internet bedient wird und meine Seite kennt.
Ihr müsst verstehen, ich habe einen Freund. Einen tollen auch noch. Einer, der freiwillig heiraten möchte und Kinder mit mir großziehen will. Und trotzdem bin ich noch nicht bereit schwanger zu werden. Auch, wenn ich schon Ü30 bin.
„Ihre Fruchtbarkeit befindet sich im freien Fall“ waren die genauen Worte von meinem geliebten Frauenarzt, der mich jetzt schon seit meinem 16. Lebensjahr betreut. „Seien Sie nicht so egoistisch und bekommen Sie halt einfach Kinder, wenn sie schon das Glück haben, dass die körperlichen Umstände passen.“ Ich war überrumpelt und so durstig nach Rotwein, wie noch nie. Und habe mich letztendlich trotzdem nicht drängen lassen.
Denn ich bin einfach noch nicht bereit, mein Leben, so wie es gerade ist, aufzugeben. Ich sage es ganz ehrlich. Egoistisch, nicht wahr?! Aber immer noch meine Sache.
Das vergessen die Menschen in meinem Umkreis gerne mal, wenn sie in meinem Uterus wüten und mir semi-schlaue Ratschläge zu meinem zukünftigen Dasein als Mama geben.
„Bring’s einfach hinter dich!“ lautete der Ratschlag von meiner Freundin B., die schon ein Kind hat. „Ja, hast eh recht. Ich habe zwar noch keine Lust, aber ich mach’s jetzt!“ antwortete ich ihr und log ihr dabei ins Gesicht. Denn ich möchte meine Ruhe und vor allem alles zu meiner Zeit machen. Und wenn das bedeutet, dass ich meinen Freunden dafür klitzekleine Notlügen auftischen muss, bin ich bereit das zu tun. ‚Cause the struggle is real, wenn man mal so „alt“ ist wie ich und einen fixen Partner hat. Glaubt mir!
Die Wahrheit ist, ich habe Angst. Nicht davor ein Kind groß zu ziehen oder es auf die Welt zu bringen. Das haben schon andere Frauen unter viel schlimmeren Umständen geschafft. Es ist viel mehr die Angst mich selbst zu verlieren. Das möchte ich unter allen Umständen vermeiden. Das passiert nämlich schneller als man denkt und wenn man die meiste Zeit nur mit seinesgleichen unterwegs ist, fällt es einem selbst nicht einmal auf.
Es verändert sich scheinbar viel, wenn man mal ein Kind hat. In der Beziehung, in der Familie, in der Karriere, im Freundeskreis, im Körper und überhaupt ist alles anders. I get it. Das meine ich aber nicht. Ich meine schon mich selbst.
Dafür brauche aber ich Zeit. Zeit, um zu genießen, dass ich mich selbst endlich mögen gelernt und gefunden habe. Das ist ja heutzutage nicht selbstverständlich und war auch harte Arbeit, die nicht umsonst gewesen sein soll. Ich will mich selbst so sehr mögen, dass ich unter allen Umständen dorthin zurück möchte, wenn nicht sogar ein Level höher, wenn die „harte Phase“ einmal vorbei ist. Psychisch und physisch. Das eine hat nämlich mit dem anderen mehr zu tun, als viele von uns verstehen.
Ich will noch keinen Kompromiss mit mir und meiner Beziehung eingehen, wenn es nicht notwendig ist. Letzteres überlebt es nämlich oftmals nur schwer (verletzt) oder gar nicht, wenn einer von beiden chronisch unentspannt ist. Das gibt aber auch keiner gerne zu.
Damit all diese angsteinflössenden Dinge einmal eintreffen können, muss frau aber erst einmal schwanger werden. Schwierig, wenn man mal über 30 ist. Noch schwieriger, wenn viele Menschen durch die Gebärmutter trampeln und ihren unangefragten Senf dort deponieren.
Im Grunde möchte ich noch Dinge machen, die als Paar und als Frau leichter zu machen sind, als wenn man Mutter beziehungsweise Eltern ist/sind. Und ich bin es so leid, dass ich mich dafür rechtfertigen oder als Egoistin bezeichnen lassen muss.
„Das ist nicht fair! Fast alle meine Freundinnen sind schon Oma. Nur ich nicht. Wozu hab‘ ich vier Kinder, wenn mich niemand zur Großmutter macht?!“ raunzt mir meine Mutter letztens vorwurfsvoll ins Telefon. „Du kriegst schon noch Enkel“ war meine ernstgemeinte Antwort, „ich weiß nur nicht wann und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich die erste sein werde, die dir welche liefert!“ murmelte ich in meinen imaginären Bart, um eine viel zu anstrengende Diskussion zu vermeiden. Eigentlich wollte ich ihr ins Telefon brüllen und auflegen. Das hätte sie nur wahnsinnig verletzt und das wollte ich unter keinen Umständen, also habe ich sie zum wiederholten Mal vertröstet.
Lasst mich euch also einen gut gemeinten Tipp geben: Verpisst euch aus dem Uterus eurer Freundinnen!
Vollkommen irrelevant, ob sie vor einem Jahr geheiratet haben, schon 12 Jahre zusammen sind oder aus eurer Sicht das perfekte Paar sind (um gemeinsam mit euch über die Arschloch-Eltern am Spielplatz zu lästern und auf Playdates zu gehen). Kümmert euch um eure eigene Sache und hört auf ihnen Druck zu machen.
Ihr könnt gar nicht wissen, ob sie das Thema überhaupt schon besprochen haben. Vielleicht wollen sie gar keine Kinder. Vielleicht passt aber auch etwas anderes nicht. Die Chancen, dass sie versuchen schwanger zu werden, sind hoch. Genau so wie die Chancen, dass es nicht auf Anhieb klappt, weil es schwer ist unter Druck schwanger zu werden. Denn die Psyche spielt in Sachen Fruchtbarkeit auch eine große Rolle. Ihr habt oftmals weniger Ahnung über das, was im Leben eurer Freundinnen passiert, als ihr denkt.
Meine Freundin R. etwa hatte vor kurzem eine Fehlgeburt. Ihre zweite, um genau zu sein. Noch so eine Sache über die Frauen nicht gerne sprechen, obwohl sie oft passiert. Jedenfalls wurde sie von einer „Freundin“ beim Dinner Folgendes gefragt. „Na und, R., wie ist das bei euch? Ihr seid ja jetzt auch schon seit Ewigkeiten verheiratet [FYI: 17 Monate sind seit ihrer Hochzeit vergangen] wie lange wollt ihr euch noch Zeit lassen mit dem Kinderbekommen?“ R. nahm einen großen Schluck von ihrem Getränk und antwortete trocken „Ich hatte im letzten Jahr zwei Fehlgeburten, wenn du’s genau wissen möchtest. Und das einfach so. Ich trinke nicht viel, habe nie geraucht und hab in meinem 32 Lebensjahren drei Mal an einem Joint gezogen. Mutter Natur testet mich einfach nur, indem sie es mir wirklich schwer macht, schwanger zu werden. Ich bzw. wir lassen uns keine Zeit. Es ist nur nicht ganz so einfach wie im Fernsehen!“
Baaaaam! Ich war so stolz auf meine Freundin, dass ich ihr am liebsten Standing Ovations gegeben hätte. Stattdessen habe ich einen großen Schluck von meinem Wein genommen, ihr zugezwinkert und mir vorgenommen ihr diesen Post zu widmen.
Das hier ist für dich, liebe R. und für all die anderen Frauen da draußen, die glauben sich dafür rechtfertigen zu müssen, dass sie (noch) keine Kinder haben oder schwanger werden. Für all jene unter euch, die gerade versuchen schwanger zu werden und Mutter Natur es ihnen schwer macht.
Am Ende wird alles gut, und wenn’s nicht gut wird, ist es einfach noch nicht das Ende! (Das hat angeblich Oscar Wilde gesagt)
❤️
What I’m wearing:
Crop Top: Zara
Bellbottom Pants: Asos