Bevor aus Markus Mr. Clear wurde war ich Single. Langzeit-Single um genau zu sein. Fünf-Jahre-Langzeit-Single, die dann auch noch umgeben war von vielen Langzeit-Single-Freundinnen.
Unschwer zu erkennen habe ich mich in einem Teufelskreis voller Party, wenig Schlaf, Shopping-Ausraster, Fuckboys und Drunk-Dates unter der Woche, befunden. Ohne Ende in Sicht.
Nun, im Grund ging es mir gut damit. Ab und zu wünschte ich mir beim Einschlafen jemanden. Aber die meiste Zeit war ich so damit beschäftigt mein Leben zu leben, dass ich es erfolgreich verdrängen konnte.
Wenn Not am Mann war, fand sich immer ein Typ auf den ich reinfallen konnte, der mir kurzfristig das Herz brach und von dem ich mir selbst einreden konnte, dass „er es ist“.
Über ein Jahr später ist alles anders: Meine Single-Freundinnen sind vom Aussterben bedroht. Ich habe kaum noch welche. Was wiederum dazu führt, dass die Themen bei unseren Treffen auch neu sind. Aus „Er meldet sich nicht!“, „Wo feiern wir dieses Wochenende?“ und „Ich date da so einen Typen“ wurde „Oh warte, ich muss **füge hier den Namen des neuen Boyfriends ein** zurückrufen!“ oder „Sagt’s einmal ist es normal, dass **hier klassische Beziehungssituation einfügen**
Im Grunde läuft alles darauf zurück, dass wir viele Fragen haben und diese Anfangs auch mit Ängsten gekoppelt waren. Der neue Boyfriend könnte ja schneller checken, dass wir außer smart, witzig, warmherzig und schön auch ausgefeilte Soziopathen sind, die überhaupt keinen Plan von diesem Ding namens „Beziehung“ haben.
So lustig das lange Singledasein nämlich immer war, genau so prägend war es auch and it fucked us up.
Hier sind also acht Dinge, die einen Partner erwarten, wenn man einen Longterm-Single datet:
1. „Anhänglich“ ist ein Fremdwort
Eventuell, unter Umständen, vielleicht musste man mich und meinen Ego-Flow anfangs etwas bremsen. Kein Mensch hat mir gesagt, dass ich ein Lebenszeichen von mir geben muss, wenn ich bis 6 Uhr morgens unterwegs bin. Woher sollte ich das denn wissen? Den Hausverstand habe ich mit dem vierten Glas Rotwein abgegeben.
2. Me, myself and my bed
Ellenbogen, Querliegen im Bett, zwei (!) weggezogene Decken, ein Laptop im Bett, vier Wecker, die ab 06h30 im Halbstunden-Takt läuten und durchschnittlich fünf Stunden Schlaf, sind für mich das normalste der Welt und auch nicht mehr abzugewöhnen.
The Struggle is real … for Mr.Clear!
3. Meet the Squad
In meinem Fall ist es nicht nur eine große, laute, nigerianische Familie, die mit dem Wort „Privatssphäre“ nichts anfangen kann, sondern auch eine Hand voll Freundinnen mit … nun nennen wir es mal „starken Charakteren“. Widerstand ist Zeitverschwendung, just go with the flow. Mitgehangen ist ja quasi mitgefangen.
4. Und … sie haben immer etwas zu sagen.
Es ist wie ein Reflex und nur schwer zu kontrollieren, wenn man sich jahrelang gegenseitig beschützen musste. Wir meinen es nicht böse, wir gehen nur auf Nummer sicher. So if you’re messing with me, your messing with my girls and my gay friend.
5. Ehrlichkeit währt am längsten … not!
Das ist so eine Sache in meinem engen Dunstkreis. Wir sind ehrlich. Brutal ehrlich. Manchmal zu ehrlich zu einander. Lieber ehrlich als nett, wenn man es auf den Punkt bringen möchte und das ist nichts für eine Beziehung, wie ich schnell lernen musste.
Nicht alles muss kommentiert werden und nicht jedes „wie schau’ ich aus?“ sollte ehrlich beantwortet werden. „Sag einfach nichts. Manchmal muss man eben selbst darauf kommen.“ war der weise Rat meiner Mutter und sie sollte recht behalten.
Sie war ja nicht umsonst über 38 Jahre verheiratet …
6. „Ich mach das schon selbst“
Der Klassiker unter den meist gesagten Sätzen von Forever-Single-Ladies. Und einer der Angewohnheiten, die ich bis heute nicht ablegen kann.
Man musste ja jahrelang seine eigene Superwoman sein. Wie soll man denn jetzt drauf vertrauen, dass da jemand ist, der es genau so gut kann, wie einer selbst?! Wie??? Gar nicht!
Aber man kann so tun. Lass ihn machen und hoffe darauf, dass es passt. Wenn nicht, dann kann man das immer noch in Ordnung bringen – heimlich. Wir wollen ja niemanden kränken.
7. Kompromisse sind meine besten Freunde
Not gonna lie, ich bin eine Egoistin und alle Forever Single Frauen, um mich herum auch. Das passiert nun einmal, wenn man so lange alleinstehend ist und dass ist nichts wofür man sich schämen sollte. Ganz im Gegenteil. I own that shit – aber nur bis zu einem bestimmten Grad. Im Notfall muss man tief durchatmen, bis 10 zählen und einen Kompromiss finden.
Dann eben zwei Pizzen bestellen statt einer, damit der Thunfisch bloß nicht mein Rucola berührt. Oder eine Rundreise durch die Toskana machen, damit man am Strand liegen (meine Vorstellung von Urlaub!) und bei 40 Grad eine Sightseeingtour nach der anderen kombinieren kann (seine Vorstellung von Urlaub!)
8. Es sind die kleinen Dinge….
Nicht falsch verstehen, ich freue mich über Blumen und Mariah-Carey-Konzertkarten, aber ich freu’ mich noch mehr, wenn man mich am ersten Tag meiner PMS-Phase mit Essigchips, Rotwein und Milchschnitten überrascht und ich vier Folgen „Keeping Up With The Kardashians“ schauen kann ohne, dass man mich dabei nervt.
Ich hatte Glück: Mr. Clear und ich hatten beide keinen Plan worauf wir uns da eingelassen haben. We just went with the flow. Das war eigentlich ganz easy, weil er keinen Deut besser ist als ich. Was glaubt ihr wer mein männliches Pendant war, was den oben beschriebenen Teufelskreis betrifft?
So konnte es passieren, dass er seine einzigen zehn Urlaubstage in Paris bei der Fussball-EM verbracht hat und wir nicht mehr gemeinsam auf Urlaub fahren konnten oder dass er die Star Wars Premiere meinem Geburtstag vorzieht.
Das kann ich nicht einmal ich toppen, aber dafür immer, wenn ich es brauche, gegen ihn verwenden. Lucky me!