Als ich vor zwei Wochen einen InstaStory gepostet habe, wie ich und Mr.Clear bei Carlings Jeans kaufen waren, habe ich mir nichts dabei gedacht. Ich war ja auch mit dem verhassten Thema Hosen beschäftigt.

Ihr müsst wissen, alles, was dem Bekleiden meiner unteren Körperhälfte zu tun hat, sorgt für Stress in meinem System. Es passt nämlich selten so wie ich es brauche. Wenn ich also schreibe, ich war beschäftigt, meine ich das auch wirklich so. Es war stressig, ich hatte Erste-Welt-Entscheidungen zu treffen? „Soll ich lieber M oder L nehmen?“ „Hell oder dunkel?“, „Boyfriend-Cut oder Skinny“. The struggle was real und wir haben es halt einfach gesnapped, so wie wir eben vieles aus unserem Leben filmen und online stellen. 

Dass ich damit ein paar meinen Follower zu nahe getreten bin oder sie dachten, dass man mir dafür applaudieren müsse, weil ich kein Problem damit habe, meine Konfektionsgröße zu zeigen, hat mich etwas irritiert.

Da war dieses eine Mädchen, das mir zum Beispiel geschrieben hat: „Hey, wollt’ dir nur mal sagen, dass ich es so cool finde, dass du kein Problem hast zuzugeben, dass du Large trägst! Ich würde mich das nie trauen!“

Wait?! What?! Wieso?! Ich wollte weinen und mir die Haare raufen und zu ihr nach Oberösterreich fahren, sie umarmen und sie eine Woche zu meiner Mutter schicken, um eine Bodypositivity-Schocktherapie zu bekommen.

Die Kleine war aber nicht die einzige, die mir geschrieben hat. Da gab’s noch jemanden, der mich daran erinnert hat, dass meine Schenkel sich berühren und ich quasi keinen Thigh Gap habe. Oder jemand anderer, der mir empfohlen hat vielleicht einfach dunklere Jeans zu tragen, um meine Schenkel und meinen Arsch zu kaschieren.

 

 

Ich hatte also einiges zu verdauen. Wobei ich mir nicht einmal sicher bin, ob ich da ge-bodyshamed wurde, oder ob diejenigen es nicht einfach nett gemeint aber „blöd“ ausgedrückt haben, aber darum geht es auch nicht. Die wahre Herausforderung ist, dass es da draußen Menschen gibt, die denken meine Figur, meine Statur, mein Körperfettanteil, die Breite meiner Schenkel, die Größe meines Arsches, sei ein Problem und sie haben keine Scheu es mich wissen zu lassen!

Wo kommen wir denn da hin!? Ich mag meinen Körper ja die meiste Zeit. Und wenn nicht, gehe ich halt öfter zum Sport oder Schlaf mehr oder tu’ einfach etwas dagegen. Ich kann es ja, weil mein Körper es mir erlaubt und ich gesund bin. Allein dafür feiere ich meinen Body schon einmal.

Dass meine Oberschenkel im Sommer Klatschgeräusche von sich geben, wenn ich schnell gehe. Oder dass ich mein Handy schon ein paar Mal mit Leichtigkeit davor bewahrt habe im Klo zu ertrinken, sind noch ein paar Gründe warum ich meinen Körper mag.

Manchmal mag ich ihn aber auch einfach nicht. Meist wenn ich PMS-e und alles angeschwollen ist, wenn mal wieder dort Wasser gelagert ist, wo eigentlich keines hingehört. Mein Busen steht nicht mehr so wie vor ein paar Jahren und mein Bauch ist weit davon flach zu sein. Aber ich bin fit und gesund und ich sage euch – das ist alles, was zählen sollte.

 

 

Wir schreiben das Jahr 2017 und langsam ist es Zeit zu verstehen, dass die Frauen die wir da im Fernsehen, in den Magazinen oder im Internet sehen, nicht echt sind. Natürlich sind sie real und so, aber sie führen kein echtes Leben. Sie haben meistens um einiges mehr an Kohle am Konto, was dazu führt, dass sie sich einen Personal Trainer leisten können, einen Koch oder die Kapazitäten haben mehrere Stunden im Fitnessstudio zu verbringen. Und wenn das alles nicht klappt, dann gehen sie eben einfach zum Beauty-Doc.
Was nicht bedeutet, dass man reich sein muss, um den „perfekten“ Body zu haben, aber es geht einfach schneller und leichter.
Man könnte aber auch einfach damit aufhören Perfektion anzustreben und sich wichtigeren Dingen zu widmen. Wie etwa der Seele. Auch, wenn ich glaube, dass unsere Generation den Zug schon verpasst hat. Wir können es höchstens für die nächsten tun.

Aber das ist Thema für einen eigenen Blogpost. Worauf ich hier nämlich eigentlich hinaus möchte ist, dass ich einen feuchten Scheißdreck darauf gebe, was Menschen von meinem Körper halten. Ich habe keine andere Wahl. Seitdem ich denken kann, war ich immer schon anders gebaut als die europäische Durschnittsfrau. Wenn ich Zeit meines Lebens immer damit verbracht hätte einen „weißen“ Körperbau anzustreben, wäre ich bis heute nicht angekommen. Ain’t nobody got time for that.

Ich werde mich also weiterhin in Jeans quetschen, enge Kleider und Röcke tragen, Crop-Tops rocken und Bikinis am Strand ausführen – und wenn ich Bock habe das alles zu snappen oder in meine Insta-Stories zu posten, werde ich das tun. Because I own my shit.

 

 

What I’m (not) wearing:
Jacke: H&M
Rock: H&M (hier nicht im Bild zu sehen, weil ich ihn mit meinen Schenkeln und meinem Arsch gesprengt hätte)
Shirt: Zara
Jeans: Mavi (sitzt nur mit Gürtel, der sitzt aber auch nicht, wie man am Bild erkennt)
Sonnenbrille: Neubau Eyewear

 

Who I worked with:
Xenia Trampusch