Stellt euch mal vor ihr seid auf einem Event und plaudert nichtsahnend mit einer Freundin oder einem Freund und plötzlich kommt jemanden und greift euch einfach mal so in die Haare und kommentiert „Ich habe auch mal so Haare wie du gehabt!“. Merkwürdig oder?! Wieso sollte jemand in euren persönlichen Raum eindringen und so etwas tun? Nun, das frage ich mich auch. Jedes Mal, wenn jemand es bei mir macht. Und wenn ich schreibe jedes Mal, dann meine ich mehrmals die Woche. Manchmal auch täglich. Manchmal auch mehrmals täglich. Die oben beschriebene Situation beruht nämlich auf wahrer Begebenheit, und ist mir erst letzte Woche passiert, aber dieses Mal hatte ich Zeugen. Gott sei Dank. Die waren übrigens genau so entsetzt darüber, dass ich nach knapp zwei Stunden insgesamt drei Leute darauf hinweisen musste mir bitte nicht in die Haare zu greifen.
Nur, um noch einmal alle Unklarheiten aus dem Weg zu räumen. Wir waren nicht in einem Streichelzoo, ich bin kein Tier, das waren erwachsene, gebildete Menschen von denen ich zwei ab und an sehe. Ein Mensch mit Locken dürfte für sie also kein Neuland sein. Und trotzdem schaffen sie es nicht sich zusammenzureißen. Und ich verstehe nicht wieso. Der Tag an dem ich jemanden, der mir nicht nahe steht, mit dem ich keinen Sex habe oder dem ich die Haare mache, ungefragt in die Haare greife, kommt erst dann, wenn die Hölle zufriert und keinen Tag vorher. Das liest sich so wahnsinnig dramatisch, nicht wahr?! Ich meine es aber ernst.
Es nervt mich, dass mich ungefragt permanent Menschen anfassen, um ihre Neugier zu befriedigen. Wie komme ich dazu? Und wie kommt es, dass jemand mit einer „durchschnittlichen“ Frisur wohl niemals eine Kolumne zu dem Thema schreiben muss?
Wieso muss ich Aussagen wie „Wie wascht man das?!“, „Das greift sich ja wie Wolle an!“ oder „Ich wollte nur mal schauen, ob sie auch so trocken sind wie meine!“ über mich ergehen lassen und die Klischee-Österreicherin nicht?!
Wie ist es möglich, dass jemand an meinen Haaren reißt, um zu „schauen, was passiert und ob die echt sind“? Wie? Und dabei hat es sich um keinen schlechten Scherz gehandelt, sondern nur um eine riesen Frechheit!
Ist es okay in meinen personal space einzudringen, weil ich in den Augen vieler Menschen immer noch „anders“ und „faszinierend“ aussehe? N E I N ! Es ist nicht in Ordnung. Ich möchte respektiert werden und ich will auch nicht immer in die unangenehme Situation kommen, erwachsene Menschen zurechtweisen zu müssen und sie daran zu erinnern, dass es ein Arschloch-Move ist mir einfach so in die Haare zu greifen. Ich bin es leid jemanden darauf Aufmerksam zu machen, dass sie es wahrscheinlich auch nicht lustig finden würden, wenn ich das bei ihnen machen würde. Vor allem, wenn sie nicht wissen, wo ich vorher mit meine Händen war. The struggle is freaking real und ich habe keine Geduld mehr für den Bullshit!
Noch weniger Kapazitäten habe ich für uneinsichtige Menschen. Wenn ihr das lest, bitte prägt euch also folgende Info ein: Ich diskutiere nicht mit euch und ihr habt kein Recht beleidigt zu sein, wenn ich euch darauf aufmerksam mache, dass eure Hände nichts auf meinem Körper zu suchen haben, wenn ich euch die Erlaubnis nicht erteilt habe! Punkt!
Was nämlich viele Leute vergessen: Die Haare eines Menschen gehören genau so zum Körper, wie die Hände, die Füsse, der Bauch, der Arsch, die Brust und der Rest. So und jetzt wo wir das geklärt haben, geht kurz in euch und überlegt wann ihr das letzte Mal einen Menschen ungefragt auf den Arsch oder den Bauch gegriffen habt? Hoffentlich nie und wenn doch klickt bitte hier rein.
Hinzu kommt auch noch, dass schwarze Frauen besonders sensibel sind was ihre Haare angeht. Solange hat dem Thema nicht umsonst einen Song gewidmet, der „Don’t touch my hair“ heißt. Unsere Haare sind ein big deal für die meisten von uns und wir wollen nicht, dass sie als exotisch oder sensationell gewertet werden. Lasst die Haare einfach mal Haare sein. Wir schreiben mittlerweile das Jahr 2018, da kann man dann schon langsam akzeptieren und verstehen, dass nicht alle gleich ausschauen und es stattdessen einfach feiern. Von der Ferne am besten.
WHAT I’M WEARING:
Kleid von Weekday über Zalando
Trainingshose von Fenty Puma by Rihanna über Zalando
Heels by River Island über Zalando
Ohrringe von Topshop über Zalando
Lippenstift aus der „In Your Element Fire“- Kollektion von NYX Cosmetics
CREW LOVE
Fotos: Xenia Trampusch
Style: Mirza Sprecakovic