Ich weiß ja nicht wie das in anderen Städten ist, aber Wien scheint unangefochtener Weltmeister im „Nicht-Hallo-Sagen“ zu sein. Und wisst ihr was: Es ist okay für mich. Vielleicht weil ich mich nach all den Jahren schon daran gewöhnt habe, vielleicht, weil der asoziale Part in mir eh froh ist, wenn er nicht mit Menschen reden muss, die mich sowieso nicht mögen oder vielleicht auch, weil ich es selbst ab und zu auch machen. So genau weiß ich es nicht, aber es führt alles dazu, dass es für mich mittlerweile vollkommen in Ordnung ist, wenn man mich nicht grüßen möchte. Früher wäre das undenkbar gewesen und ich hätte wertvolle Zeit meines Lebens damit verplempert darüber nachzudenken, wieso Person XY nicht „Hallo“ zu mir sagen wollte. Rückblickend, absolute Zeitverschwendung.
Was soll ich denn mit Menschen anfangen, die einfaches Höflichkeits-Grundwissen nicht kennen?! Nichts. Der Fairness halber sollte ich aber auch darauf eingehen, dass ich mich manchmal auch nicht darum reiße „Servus“ zu sagen. Ich pack die Sache mit dem Smalltalk nämlich nicht. Wirklich nicht.
Ich hab das Gefühl ich kann es nicht und dass eine Konversation mit mir nach einer gewissen Zeit einfach merkwürdig wird, wenn ich mich oberflächlich unterhalten muss. Auch, wenn man es mir nicht gleich anmerkt.
Anyway… zurück zu den Nicht-Grüssern. Erst letzte Woche bin ich in den wunderbaren Genuss gekommen jemanden dabei beobachten zu dürfen, der mit aller Kraft versucht hat mir auf einem Event aus dem Weg zu gehen. Und diese Person hat alles gegeben! Alles! Das Zuschauen war schon massiv anstrengend, ich will gar nicht wissen, wie’s es ist, wenn man es einen ganzen Abend machen muss. Mein Mitleid hält sich trotzdem in Grenzen. Ja, ja. Natürlich hätte ich auch einfach den Bann brechen, drüber stehen, hingehen und „Hallo“ sagen können, aber ich bin mir nicht sicher, ob ihr versteht unter wie viel Körpereinsatz diese Person versucht hat mich zu meiden. Warum weiß ich übrigens nicht. Unsere letzte Begegnung verlief verhältnismäßig relativ nett. „Relativ“, weil es oberflächlich und dementsprechend kurz war, schlechte Vibes habe ich allerdings keine vernommen. But who knows, and who cares?
Ich kann und will mich bei der Thematik ja selbst nicht ausnehmen. Das kann ich echt nicht bringen. Manchmal grüße ich auch nicht. Erst gestern habe ich jemanden auf der gegenüberliegenden Straßenseite gesehen und bin auch nicht hingegangen. Jemanden, den ich eigentlich mag, aber offensichtlich nicht soooo sehr, dass ich auf die Strasse überquere, um zu tratschen. Die Ausreden erspar ich euch einfach, es führt nämlich alles zu ein und der selben Sache: Ich habe mich bewusst dazu entschieden nicht zu Grüßen und ich habe trotzdem gut geschlafen. Mein Gewissen plagt mich nur bedingt, vermutlich, weil die besagte Person es eh nicht gecheckt hat.
Mir passiert es aber auch oft, dass ich Menschen nicht wahrnehme, weil ich in meiner Gedankenblase zu einem Song performe, den ich gerade höre oder mich in einen Podcast reinsteigere. #KopfkinoAuf jeden Fall verlasse ich mental kurzfristig irdischen Boden und finde mich im Traumland wieder. Da kann es schon mal passieren, dass ich meine eigene Mama nicht sehe oder mich erschrecke, weil meine beste Freundin plötzlich vor mir steht. Been there, done that.
Und dann wäre da noch die Sache mit dem Gedächtnis. Ich habe ein schreckliches Namens- und Gesichts-Gedächtnis. An sich schone eine sehr dumme Kombination, aber in dem Business in dem ich bin, schon fast teuflisch. Wenn ich mich zum zweiten oder dritten Mal vorstelle, mache ich das nicht aus Bösartigkeit, Arroganz, Ignoranz oder Desinteresse. Mein Kopf ist einfach rammelvoll mit Informationen. Da entgleitet mir schon mal der ein oder andere Name. I am deeply sorry! Aber ich befürchte, dass es sich in den nächsten Jahren nicht bessern wird. Aber ich bin mir sicher, dass wir es alle überleben werden.
Von mir aus gibt es keinen Stress, wenn ihr mich nicht grüßen wollt. It’s all good. Ich nehm’s euch in den meisten Fällen nicht übel und wenn doch, komm ich und lass es euch wissen!
In diesem Sinne möchte ich mich zu guter Letzt bei all jenen bedanken, die mir immer soufflieren und mir dabei helfen Namen und die dazugehörige Personen zuzuordnen. I’m lost without you and I love you! MicDrop.