Ich weiß, ich weiß. Es ist Montag und somit eigentlich Christls Kolumnen Tag, aber ich bin heute wild unterwegs und mache etwas anderes.
Im Grunde auch anders als ich es geplant habe, weil ich ja eigentlich einen „klassische Blogeintrag“ zu unserem Umzug schreiben wollte, aber irgendwie wird der nichts -außer extrem emotional und slightly aggro. Deshalb bekommt ihr heute eine Liste. Eine Liste an Dingen, die man beachten muss, auf die man nicht vorbereitet ist und die einem niemand sagt, wenn man in eine neue Wohnung zieht. So here we go!
1. IHR HABT NICHT GENUG AUSGEMISTET
Wetten?! Lasst euch das von jemanden sagen, der unzählige XL-Müllsäcke Kleidung entsorgt und gespendet hat und der immer noch keinen Platz hatte. Die meisten von uns haben zu viel Zeug, dass wir in Wahrheit nicht brauchen. Und wenn ich schreibe „die meisten“, dann meine ich in Wahrheit: Alle!
Zu den Dinge, die in den letzten Jahren im Keller vor sich hin vegetiert sind: Ciao mit au und Tschü mit ü! Wenn ihr sie die letzten paar Jahre nicht mit dem Arsch angeschaut habt, werdet ihr sie in eurem neuen Zuhause auch nicht vermissen. Das gilt auch für Kleidungsstücke und Tupperware-Dosen, die schon seit Jahren ohne Deckel in den Untiefen eurer Küchenschränke verweilen.
Ihr müsst die Dinge ja nicht wegwerfen, ihr könnt es spenden, verkaufen oder jemanden schenken, der wirklich etwas davon hat. Dabei tut ihr etwas Gutes und verringert die Menge an Schrott, den ihr einpacken und transportieren müsst.
Unter uns: Solltet ihr – wie in meinem Fall – mit jemanden umziehen, dem es nicht ganz so leicht fällt sich zu trennen, muss man eben ein bisschen nachhelfen und Dinge verschwinden lassen. Ich habe dem Markus auch ein paar Mal „geholfen“ im Rahmen dieses Umzugs und es ist ihm bis jetzt noch nicht aufgefallen. Es würde mich aber auch stutzig machen, wenn er ein eingerahmtes Gruppenfoto von seinen Arbeitskollegen aus dem Jahre 2012 vermissen würde. Er konnte mir nicht einmal den Namen von zwei dieser abgebildeten Menschen nennen. Sieben waren zu sehen. Ihr kennt das Problem also… ?!
2. IHR BRAUCHT „ERNSTZUNEHMENDE“ UMZUGSKISTEN
Als ich vor knapp einem Monat auf Instagram gefragt habe, ob mir jemand Kisten borgen oder vermieten kann, hatte ich keine Ahnung, dass es Letzteres schon gibt. As a matter of fact, dachte ich für eine zehntel Sekunde ich hätte eine fabelhafte Idee geboren mit der „Umzugskisten zu Mieten – Geschichte“. War aber nicht so.
Die Idee hatte vor mir schon jemand anderer, nämlich die Menschen von GO FOX BOX. Einem österreichischem Startup-Unternehmen, das Umzugskisten aus Kunststoff vermietet. Wiederverwendbare Umzugskisten aus Hartplastik, die man stapeln kann. Und weil das noch nicht genug ist, werden sie geliefert und auch wieder abgeholt.
Ein Service, der natürlich mehr kostet als Bananenkisten von Supermärkten einzusammeln oder Umzugskisten von Bauhäusern zu kaufen, allerdings ist er auch umweltschonender und somit nachhaltiger als „normale“ Umzugskisten. Und wem schon einmal ein Karton beim Umzug durchgebrochen ist, weil sie zu voll oder nass war, der versteht wieso wir keine Sekunde darüber nachgedacht haben die grünen Boxen zu mieten. Gott sei Dank!
40 FoxBoxen, inklusive Dolly, Rodel und Papier zum Einpacken haben wir bestellt. 20 Boxen zu wenig, wenn ihr mich fragt, aber das ist eine andere Geschichte und vielleicht auch meine Schuld…
Jedenfalls gibt es einenweiteren Punkt, der mich besonders davon überzeugt hat, dass wir diese Kisten für den Umzug brauchen: Die Tatsache, dass wir sie bis zu einem bestimmten Datum ausgepackt haben müssen. So sind der Markus und ich gar nicht erst in Versuchung gekommen ein paar Kisten nicht auszupacken. Alles musste raus! Vor allem die Boxen, die nach 10 Tagen wieder abgeholt wurden. Dass wir die letzten zwei Boxen quasi in unserem „Abstellzimmer“ einfach ausgeleert haben, war ein Verzweiflungsakt und ist auch etwas worüber wir nicht sprechen.
Hier geht’s zur Preisliste, den Kontaktdaten und alles, was ihr an Infos zu den FoxBoxes braucht.
3. NEHMT EINEN UMZUGSSERVICE
Vor ein paar Jahren hätte ich spätestens bei der Überschrift und dem Wort „Umzugsservice“ nicht mehr weitergelesen. Aber nachdem ich jetzt in den letzten 11 Jahren wirklich ein paar Mal umgezogen bin, kann ich euch versichern: IHR BRAUCHT EINEN UMZUGSSERVICE!
Speziell, wenn ihr erwachsene Menschen seid und euch euer Wochenende heilig ist. So wie eure Freunde, die low key keine Lust haben euch beim Umzug zu helfen, es aber trotzdem tun, weil sie eben gute Freunde sind. Auch hier muss man fairerweise sagen, dass es sehr wohl Geld kostet eine Umzugsfirma zu buchen. Vor allem, wenn man eine engagiert, die nicht versucht einen nach Strich und Faden zu bescheißen. Die „schwindeligen Firmen“ erkennt man übrigens daran, dass sie euch mit Anrufen terrorisieren nachdem ihr euch ein Angebot eingeholt habt. Sie führen mehrere Firmen unter verschiedenen Namen und haben alle die selbe Abzock-Masche:
Die Möbel ins Auto laden, vor die neue Wohnung/Haus führen, behaupten, es sei mehr Arbeit als ausgemacht und „dementsprechend“ mehr Geld verlangen. Viel mehr Geld. Und wenn man sich weigert bar auf die Hand zu bezahlen, laden sie die Möbel eben einfach nicht aus, sondern fahren damit weg. Eine ganz spezielle Art des Psychoterrors, die besonders bei Menschen greift, die kurz vor dem Durchdrehen sind, weil sie Umzugsstress haben.
Und weil ich vermutlich im Gefängnis gelandet wäre, wenn man das bei mir versucht hätte, haben wir es mit der Recherche nach der richtigen Umzugsfirma so richtig ernst gemeint. Wir haben mit weiß-Gott-wievielen Unternehmen telefoniert, diskutiert und verhandelt, aber am Ende hat sich nur eine durchgesetzt. Ants-Trans! Lustiger Name, dafür hochprofessionelles Unternehmen.
Sie haben unsere alte Wohnung kostenlos (!) besichtigt, eine Informations-Broschüre hinterlassen, alle unsere nervigen Fragen beantwortet und so schnell und sauber gearbeitet haben, dass ich stellenweise mit offenen Mund in der Gegend gestanden bin, weil ich nicht wusste was ich machen soll. Jetzt mal ganz abgesehen davon, dass ein einzelner Typ sieben Pax-Kästen in unter einer Stunde alleine zusammen gebaut hat, während der andere sich ein halbes Sofa um den Rücken geschnallt hat und vier Stockwerke damit hochgestiegen ist, wären alle unsere Möbel und Geräte versichert gewesen, wenn etwas passiert wäre.
Außerdem haben sie am Abend davor die Parkplätze vor der alten und der neuen Wohnung abgesperrt, damit sie direkt vor der Tür parken können. Die „Ants“, wie ich sie liebevoll hinter ihrem Rücke nenne, sind Maschinen! Gründliche, schnelle und überaus höfliche Maschinen, die man allerdings dazu zwingen muss, Wasser und Energy-Drinks zu trinken. Das ist aber auch schon das einzige, was ich an diesen Männern zu bekritteln habe.
Alle Infos und Kontaktdaten zu Ants Trans sind hier zu finden.
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4. DON’T SHOP TIL YOU DROP!
Die Tinte auf dem Mietvertrag war noch nicht einmal trocken, da war ich schon auf den Webseiten von allen renommierten Einrichtungshäusern, hab mich in meine Möbelhaus-Panier geworfen, den Markus durch die Interiorshops dieser Stadt geschliffen und Pinterest-Boards zusammengestellt. Alles umsonst.
Denn, wenn ich etwas gelernt habe in den letzten 8 Wochen, dann dass nichts so kommt wie man es plant. Weder der begehbare Schrank, noch die Fernseh-Konsole oder die Garderobe, die aus Kupferrohren besteht. Keines meiner vielen Pläne ist aufgegangen und es ist auch nicht das Ende der Welt. Das stellt man aber erst fest, wenn man im neuen Zuhause ist und es ein bisschen auf sich wirklich lässt.
Das musste ich mir erst von vielen Leuten sagen lassen und selbst erleben bis ich es geglaubt habe. Deswegen findet man den gigantischen blauen Sessel, der meines Erachtens auch einfach ein weicher Thron sein könnte, nirgends in unserem neuen Zuhause. Er hätte schlicht und einfach nicht rein gepasst.
So und jetzt wo ich mich damit abgefunden habe und wir in der neuen Wohnung sind, habe ich auch endgültig verstanden, dass wir uns auch einfach Zeit. Wir klappern Flohmärkte und Vintage-Möbel-Lager ab, schauen bei Online-Second-Hand-Retailern und sind überrascht, was man da so alles findet. Es muss nämlich nicht immer Ikea und Westwing sein, auch wenn’s verlockend ist.
Ich kann übrigens genau so wenig glauben, dass das gerade aus meinem Mund bzw. aus meiner Feder gekommen ist …
5. CHILL DEIN LEBEN …
… und wenn ich schreib „Leben“ dann meine ich das im Sinne von Wohnen und schließe direkt an den letzten Punkt an. Nicht alles geht jetzt hier und sofort. Es sei denn man ist reich und hat einen persönlichen Interieur-Designer, wie die Kardashians.
Im Normalfall braucht die Sache mit dem Einrichten Zeit. Viel Zeit. Monate, manchmal auch Jahre und irgendwie ist man dann trotzdem nie richtig fertig. So ein eingerichtetes Zuhause muss wachsen, es muss entstehen. Besonders, wenn es liebevoll eingerichtet werden soll. Es werden Teile verschwinden, neue dazu kommen oder einfach umfunktioniert werden. Geduld ist eine Tugend und beim besten Willen nicht die leichteste Übung, wenn man umzieht.
Ich verstehe jetzt wieso man sagt, dass ein Umzug eine Art emotionaler Anschlag auf eine Beziehung ist. Mehr denn je. I get it. Es ist wie eine ewig lange Geisterbahnfahrt, mit vielen unnötigen Überraschungen. Aber auch die geht irgendwann vorbei … und das hoffentlich ohne Geheule und Kotzerei, aber dafür mit viel Freude im neuen Zuhause.