… sie sprießen wie Pilze aus dem virtuellen Boden, schießen den ganzen Tag nur Selfies, posieren in Outfits, die sie geschenkt bekommen haben, machen absurde Fotos, um Slipeinlagen und Waschmittel zu bewerben und sind in Wahrheit nur junge Menschen, die eigentlich nicht mehr können als ein Smartphone zu bedienen. Stimmt’s?!
Nein, tut’s nicht. Wirklich nicht. Ich muss es wissen, ich stecke mitten drin in dieser Welt. Und ich kann euch garantieren, dass viele Blogger euch überraschen würden. So war’s nämlich bei mir. Auch ich hatte meine Vorurteile. Bevor ich eine Vollzeit-Bloggerin wurde – jaaaa, man kann davon leben – war ich nämlich eine Lifestyle-Redakteurin. Wenn man’s runter bricht, ein Job, der meinem aktuellen ähnlicher ist, als sich so manch meiner Ex-Kolleginnen eingestehen möchten.
Keine Sorge, ich behaupte nicht, dass jeder Blogger ein Redakteur werden kann oder umgekehrt. Ich weise lediglich darauf hin, dass der Unterschied wesentlich geringer ist, als man glaubt. Jetzt mal abgesehen von der Internet- & Printsache. Vielleicht ist das der Grund wieso ich jedes Mal laut schreien möchte, wenn mal wieder eine große Zeitung oder ein Magazin einen Bloggerbashing-Artikel bringt, damit meine ich nicht die sachlichen Beiträge, die beide Seiten der Medaille beleuchtet. Ich spreche von all jenen, die irgendwie persönlich sind, wo sich die Schadenfreude kaum verbergen lässt und wo man zwischen den Zeilen dann doch etwas Angst heraus lesen kann. Sooo, jetzt ist es raus. Schwarz auf Weiß. Ich glaube, dass der Ursprung dieser herablassenden Stories über Influencer, Blogger oder ähnlichem, oft nur die klassische Mischung aus (Existenz-)Angst, Neid, Missgunst und die Unwissenheit ist. Anders kann ich es mir nicht erklären und jemand anderer mir auch nicht. Ist ja nicht so als hätte ich den ein oder anderen Influencer-Verachter nicht schon gefragt. Eine ernstzunehmende Antwort konnte mir bis jetzt allerdings keiner geben.
Nun, bevor mir jetzt jemand vorwerfen möchte, dass ich für eine bestimmte Seite Partei ergreife … let me stop you right there! Das tue ich nicht. Ich kenne mittlerweile nur beide Seiten mittlerweile, also reden wir drüber…
Der Tag an dem ich behaupte, dass alle Blogger cool sind und eine Daseinsberechtigung haben, ist der Tag an dem die Hölle zufriert. Natürlich gibt es Idioten und Kollegen, die man nicht mag. Wie in jedem anderen Arbeitsumfeld auch. Oder gibt es da draußen jemanden, der sich mit all seinen Arbeitskollegen versteht. I don’t think so und das ist auch okay. It’s life … und ich schweife ab.
Zurück zu Missgunst, Unwissenheit & Co. Dingen, die in unserer Gesellschaft allgegenwärtig sind und niemandem etwas bringen. Aber auch mir passiert es ab und an, dass ich mir denke „Boaaah, das hätte ich auch gerne!“ oder „Wooooah, die Kooperation hätte ich auch gerne gemacht!“ und ja, ich komme mir blöd vor, wenn ich mich dabei erwische. Keine Sorge! Ich habe mehr als genug Zeug, bekomme regelmäßig Produkte zugeschickt und habe die coolsten Aufträge. Und trotzdem passiert es mir, dass ich mehr will. Was übrigens nicht bedeutet, dass ich mich für die anderen nicht freuen kann, ich will’s in diesem Moment nur auch. Saublöd eigentlich, aber menschlich. Vor allem in unserer Gesellschaft. Ich verstehe also bedingt wo dieser Hate herkommt und möchte es eigentlich generell im Keim ersticken. Aber es ist gar nicht so leicht, wie man es sich vorstellt und ich glaube die meisten von euch wissen das.
Natürlich leuchtet mir auch ein, wieso man diesen Hype um die Influencer nicht packt. Es sieht nach außen hin ja auch super easy cheesy und deppensicher aus. Ist es aber nicht. Es steckt mehr hinter den Fotos, InstaStories und Outfits, Geschenken und Pressereisen. Massenhaft Arbeit, klassische Steuererklärungen, Selbstzweifel, nervige Kommentare online und nervige Kommentare in persona, mühsame Verhandlungen mit Leuten, die denken man macht alles für einen Lippenstift, Postbearbeitung, Schlafmangel, und so weiter und so fort. Die Liste ist ewiglang. So lang wie manch Arbeitstag, der nicht einfach um 18h endet, weil die Schicht vorbei ist.Und trotzdem möchte ich es nicht missen. I love that shit! Es macht wahnsinnig viel Spaß und ist für mich manchmal sehr erfüllend. Also möchte ich mich gar nicht erst beschweren. Bloggen ist Arbeit und oft auch sehr viel davon, wenn man es „ernsthaft“ macht.
Der durchschnittliche Blogger schreibt eher selten tiefgründige, lange Posts, die super toll recherchiert sind. Das ist auch nicht ihr Job. Dafür gibts Journalisten. Bei Bloggen geht’s meist um etwas Persönliches mit der Betonung auf „meistens“. Zumindest war das mal so. Aber die Zeiten ändern sich nun einmal und so sieht man viele Frauen und Männer im Internet, die sich oftmals auch sehr ähnlich schauen und Werbung machen für die unterschiedlichsten Dinge und das ist okay, wenn ihr mich fragt. Es tut ja niemand weh, wenn jemand mit einer Packung Damenbinden in seinem luxuriösem Bad posiert. Ja, schon klar. Charmant ist was anderes, aber Hygieneprodukte sind in den meisten Fällen nicht charmant, sondern notwendig. Da kann man ja ruhig dafür werben.
Blogs und Social-Media-Kanäle haben sich in den letzten Jahren so entwickelt, dass sie genau wie Radio, TV & Print-Magazine Werbeflächen bieten, wieso sie also nicht nutzen und konsumieren, wenn man möchte?! Im Gegensatz zu klassischen Werbeflächen, kommt man drum herum Bloggern und Influencern nicht folgen, wenn es einem zu banal wird. Man muss den Post über die Chips, das Nasenspray, die Lippenpflege oder das stylische Outfit nicht sehen, wenn man nicht möchte. Das hier ist ein freies Land und niemand zwingt einen dazu irgendwem zu folgen. Deswegen gibt es ja die „Entfolgen-Funktion“.
Um ehrlich zu sein ist es mir lieber, man folgt mir nicht und lässt mich in Ruhe das machen, worauf ich Lust habe, als das man meine Accounts als emotionalen Mistkübel benutzt oder mich ungeniert wissen lässt, dass man eifersüchtig ist und das unfair findet, dass ich so viele Dinge geschenkt bekomme. Dann lieber ein paar weniger Follower, dafür liebe und echte.
Ich mache jedenfalls auch Werbung und ich mach’s gern. Das liegt aber auch daran, dass es Produkte und Marken sind, die ich mag und selbst auch benutze, esse oder trage. Manche machen’s nicht so und auch das sei ihnen gegönnt. Sie machen’s eben aus anderen Gründen und vermutlich, damit sie Fuss ihn einem Business fassen können, dass nicht immer eitle Wonne ist. Jedem das Seine. Solange es Blogger gibt, die die Welt verändern möchten, und ihre Plattformen auch mal nutzen, um Gutes zu tun, ist eigentlich alles halb so wild.
Es gibt wichtigeres über das man sich Gedanken machen könnte als über Menschen, die im Bett mit Waschmittel posieren… auch, wenn’s eigentlich ganz lustig ist.
Fotos by Fero Zboray
Dressed in H&M