„Gar nicht!“ wäre die Antwort vieler Menschen auf diese Frage, aber ich kann es beim besten Willen nicht verstehen. Ich liebe die 90ies und fast alles, was dazu gehört! Wenn man die Buffalo-Plateau-Schuhe, die Männer in Glockenhosen, die leicht entflammbaren Materialien aus denen die Kleider mit psychedelischen Mustern gemacht wurden und die Sache mit Tschernobyl weglässt, war das eine fabelhafte Zeit. Jaaaa, auch modisch!
Für mich war das die Ära in der ich fast alles, was ich getragen habe aus dem Schrank meiner großen Schwester gestohlen habe. Eine stressige Angelegenheit, die mich ab und an den Kopf gekostet hat. Denn, wenn es um ihre Kleidung geht, hat meine Schwester Rita überhaupt keinen Spaß verstanden. Schon gar nicht mit mir, die kleine Schwester, die sich schon angepatzt hat, bevor sie überhaupt das Teil angezogen hat. Also musste ich besonders vorsichtig sein und mich nicht erwischen lassen. Was nicht sonderlich gut funktioniert hat an dem Tag an dem ich eine Art Date mit O. hatte und das unbedingt im Maxi-Jeansrock antreten wollte.
Nun, mein Plan ist nicht aufgegangen. So gar nicht nämlich, meine Schwester hat mich im Stiegenhaus abgefangen und mich gezwungen mich umzuziehen. Laut und deutlich. Was ich damals nicht verstand oder vielleicht auch ignoriert habe, war die Tatsache, dass die Rita eine gefühlte Ewigkeit auf diesen Rock gespart hat und sie er sein Debüt an dem darauf folgenden Wochenende im Wiener Volksgarten hätte feiern soll. Und definitiv nicht an mir, in der gläsernen Bar namens „Smalltalk“ auf der Wiener Donauinsel. Aber so weit kam ich ohnehin nicht. Zum ersten, weil ich ja kein Outfit parat hatte. Ich war ja davon überzeugt, dass meine Mission „Ritas Jeansrock“ tadallos über die Bühne gehen würde. Kein Mensch hat damit gerechnet, dass ich erwischt werde. Schon gar nicht mein 15-Jähriges, naives Ich!
Und zum anderen, weil ich Hausarrest bekommen habe. Nicht, weil ich Ritas nigelnagelneuen Rock gestohlen habe, sondern weil ich ihn ruiniert habe. Naja, ganz so schlimm war’s ja dann eh nicht, aber die Nagellackflecken, die auf wundersame Weise von meinen Zehen auf den mir viel zu langen Denimrock gekommen sind, haben sich nie wieder entfernen lassen.
Deshalb widme ich diesen Post meiner Schwester Rita! Sie kann sich zwar gar nicht mehr an die Geschichte erinnern und ihr Style ist ganz anders als vor knapp 20 Jahren, also brauch ich mir auch keine Sorgen machen, dass sie sich meinen nigelnagelneuen Maxi-Denim-Rock von Diesel ausborgen möchte. Gott sei Dank! Jetzt wo ich nämlich einen Weg gefunden habe ihn wirklich cool zu stylen, würd ich ihn nur ungern hergeben.
Apropos stylen: Da diese bodenlange Version eines Jeansrocks schnell einmal wulstig und massiv aussehen kann, habe ich einfach beschlossen ein T-Shirt-Kleid als Shirt zu tragen und den Rock offen zu lassen. Die offenen Schuhe habe ich in weiser Voraussicht zu Hause gelassen und bin stattdessen in spitze Mules in Lacklederoptik gestiegen. Ich bin mir übrigens sehr wohl dessen bewusst, dass sie Anfangs extrem gewöhnungsbedürftig ausschauen, aber ich versichere euch, dass es sich mit diesem Schuhstyle wie mit den meisten Dingen in den 90ies verhält: Man findet sie zu erst „schwierig“ und dann extrem cool. Wie mit allem, was wir in den 90ies getragen haben!
Nur zur Info. Aus O. und mir ist offensichtlich nichts geworden. Vielleicht, weil er an dem Abend mit einem anderen Mädchen geschmust hat und ihr die selbe Charles & Eddy Nummer vorgesungen hat. Ich bin der festen Überzeugung, dass das alles Schicksal war. Ganz sicher!
WHAT I’M WEARING:
T-Shirt-Kleid von Wrangler über Zalando
Denim-Rock von Diesel über Zalando
Mules von Finery London über Zalando
Umhängetasche von Only über Zalando
Gürtel von Topshop über Zalando
CRWLOVE:
Fotos by Xenia Trampusch