Vor knapp drei Wochen wurden 234 Mädchen aus ihrer Schule in Chibok, einem kleinen Dorf in Nigeria, von einer radikal islamistischen Sekte namens Boko Haram entführt. Letzten Sonntag wurden 11 weitere Mädchen verschleppt.
Die jungen Frauen wurden in einen Hinterhalt gelockt und über die Landesgrenze nach Kamerun und in den Tschad gebracht, um für umgerechnet 9 Euro als Sklavinnen oder als „Ehefrauen“ verkauft zu werden. Knapp 40 Mädchen konnten fliehen, nicht alle überlebten die Flucht.
Während die Eltern der vermissten Mädchen hilflos darauf hoffen mussten, dass ihre Töchter von alleine wieder nach Hause zurück kehren, fühlte sich die nigeranische Regierung nicht dazu bemüßigt auch nur einen Finger zu rühren. Auch die Medien weigerten sich über diese Geschichte zu berichten – aus Angst vor den „nigerianischen Taliban“
Erst als der nigerianischer Anwalt Ibrahim M. Abdullahi den Hashtag #BringBackOurGirls in Leben rief und Promis und Politiker, wie Kim Kardashian, Michelle Obama, Alicia Keys, Cara Delevingne und noch viele andere Stars ein Bild von sich mit dem Hashtag posten, beginnt die Sache publik zu werden.
Mittlerweile ist daraus ein Medienhype geworden, der wahrscheinlich sehr bald wieder in Vergessenheit geraten wird. Aber zumindest bekommt die Welt da draußen einmal mit, was in Afrika passiert.
Ich schreibe explizit „Afrika“, weil Dinge wie diese, nicht nur in Nigeria, sondern auch in anderen afrikanischen Ländern wie Kongo oder der Elfenbeinküste passieren. Es ist also ein länderübergreifendes Problem.
Tagtäglich werden Kinder, die nichts anders tun wollen, als sich weiterzubilden, in ihren Schulen brutal ermordet! Wie etwa die 95 Schulkinder, die während des Unterrichts von den Boko Haram brutal ermordet wurden – eine Woche bevor sie die Mädchen entführt haben.
Der Grund für diese Attacken ist die Abneigung gegenüber der westlichen Bildung. Denn Boko Haram vertritt unter anderem die Meinung, dass man kein Wissen braucht, solange man den Glauben an Allah hat. Eine Beleidigung für jeden rechtschaffenden Moslem, wenn ihr mich fragt.
Mittlerweile haben die amerikanische, chinesische, britische, französische und kanadische Regierung ihre Hilfe angeboten, wenn sie nicht eh schon in Nigeria eingezogen sind. Dass das nicht immer ein gutes Ende nehmen muss, weiß man, wenn man ab und zu Nachrichten schaut. Aber ich möchte mich gar nicht beschweren, immerhin passiert etwas.
Deshalb ist das Teilen des Hashtags #BringBackOurGirls so wichtig. Natürlich wird das die Mädchen nicht unmittelbar zurückbringen, geschweige denn die ermordeten Kinder wieder zum Leben erwecken, aber es macht darauf aufmerksam, dass in gewissen afrikanischen Ländern etwas passieren muss.
WER SIND DIE BOKO HARAM?
Die Boko Haram (übersetzt: „Westliche Bildung ist eine Sünde“) kämpft seit 2002 für einen islamischen Gottesstaat im muslimischen Norden Nigerias. Immer wieder verübt sie blutige Anschläge auf Kirchen, Schulen, Sicherheitskräfte, Politiker und entführt Menschen. Allein in diesem Jahr haben sie über 1500 Menschen getötet. (Und wir haben erst Mai!)
Die Mitglieder sehen sich selbst als „Nigerianische Taliban“. Boko Haram wird verdächtigt, Verbindungen zum nordafrikanischen Arm des Al-Kaida-Netzwerks und zur islamistischen Shebab-Miliz in Somalia zu unterhalten.
Lange galt die Gruppe als internes Problem Nigerias. Doch mittlerweile schlagen die Terroristen auch in den Nachbarländern Kamerun, Niger und Tschad zu.