Für eine Frau ist das längst nichts neues mehr: Man geht auf der Strasse und ahnt nichts Böses als plötzlich ein Widerling, der so alt wie der eigene Vater sein könnte, einem hinterher pfeift. Oder die ganze Bauarbeiter-Crew einem anzügliche Dinge nachpfeift oder auch der Scheißkerl, der seine Freundin an der Hand hat und einem zuzwinkert!
Man nennt dieses Phänomen „Catcalling“ und es ist ein Problem, das meines Erachtens nach noch unterschätzt wird. Denn nicht selten können diese Situationen beängstigend oder einfach ekelig sein.
Das Video der Organisation „Hollaback!“ zeigt das ganz deutlich. Darin läuft die New Yorkerin Shoshana Roberts 10 Stunden durch Brooklyn und muss sich einiges an Bullshit anhören. 108 Catcalls, wenn man es genau nimmt.
Man möchte ja meinen, dass eigentlich ist nichts böses dabei ist, wenn eine wildfremde Person einem Gottes Segen oder einen schönen Tag wünscht, wäre da nicht dieser sexuelle Unterton, der das alles so nasty macht.
Ich frage mich ja immer wieder, was die Typen sich davon erwarten. Dass wir uns die Kleider vom Leib reißen uns auf sie werfen und kreischen „Nimm mich! Hier! Jetzt und wie du möchtest!“?! Ich verstehe es nicht! Keine Frau, die sauber tickt, möchte das Gefühl haben, sie sei die Wixvorlage für einen ekelerregenden Bock. Nichts anderes wird beim Catcalling vermittelt.
Catcalling wird immer öfter thematisiert und trotzdem gibt es noch Leute, die es verharmlosen. Das sollte nicht sein, denn nur, damit das christlclear ist: Niemand sollte sich mit so einem Blödsinn herumplagen müssen – egal wie sie aussieht, was sie trägt oder wer sie ist.
Kleiner Tipp am Rande: Wenn es mir zu viel wird und ich mal wieder vergesse, dass ich in Wahrheit keine 1,65 m groß bin, kommt es ab und zu vor, dass ich mich lauthals wehre. Ich beschimpfe sie allerdings nicht, sondern frage, ob sie es begrüßen würden, wenn man so mit ihrer Mutter, Tochter, Cousine, Schwester, Frau oder Freundin spricht. Die meisten wollen dann im Boden versinken und schauen dich bei der nächsten Begegnung nicht einmal mehr an.